TinyHuus in der Zeitung Flensborg Avis

TinyHuus in FL Avis KiraKutscherVorbemerkung: Die beiden nachfolgenden Artikel erschienen in der Zeitung Flensborg Avis in dänischer Sprache in der Ausgabe vom 04.02.2021. Mit freundlicher Genehmigung der Flensborg Avis dürfen wir die beiden Artikel an dieser Stelle veröffentlichen. Wer lieber in Originalsprache lesen möchte, findet die beiden Artikel hier als PDF-Download. 

Autor ist Niels-Ole Krogh, die Bilder kommen von Kira Kutscher, die Übersetzung machte Thalia Greiffendorf.

Minihäuser mit vielen Eingängen - Hürup will den Weg weisen für eine neue Wohnform. Projekt „Tiny Huus“ soll Platz schaffen für viele verschiedene Arten von Kleinwohnformen.

Zukunft

Man sagt „Ein listiger Fuchs hat viele Eingänge“ und das kann sich der Verein Boben op e.V. in Hürup zu Nutze machen. Gleichzeitig passt es auch zu einem Projekt des Vereines, dem „Tiny Huus“ Projekt. Der Verein hat mehr als eine Handvoll Projekte in Gange und hat deshalb einen Geschäftsführer angestellt. Er heißt Christoph Thomsen und arbeitet mit lokalen Akteuren zusammen, um ein Grundstück zu finden für die kleinen Häuser. Das passiert u.a. in enger Zusammenarbeit mit dem Verein innovative Kleinwohnformen Deutschland e.V.. Der Verein hat sich zum Ziel gemacht, gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein und den Gemeinden Lösungen zu finden um Grundstücke für Kleinwohnformen (z.B. Zirkuswägen, Tiny Häuser, Mini Häuser, Modulbauten, Bürocontainer, umgebaute Bauwägen, Tipis oder Jurten) zu etablieren.

Seit 2019

"Wir arbeiten an dem Projekt seit 2019. Es gibt lokal großes Interesse an dem Thema. Der Arbeitskreis umfasst derzeit etwa 20 Personen. Eine gute Handvoll davon arbeitet konkret an der Weiterentwicklung des Projektes. Die Dinge gehen nicht immer so schnell wie man es sich wünscht, aber so ist es eben wenn man Neues anpackt. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hürup. Die Unterstützung von Andreas Tietze, Landtagsabgeordneter der Grünen, verspricht gute Aussichten darauf, dass wir ein Grundstück finden für unser Projekt und eine juristisch saubere Lösung erzielen", erzählt Kerstin Mohr, Sprecherin des Projektes. "Wir werden auch von der Uni in Kiel unterstützt. Hilfe von außerhalb ist manchmal nötig, wenn es darum geht Hürden zu nehmen und den Rahmen für 10 bis 15 Tinyhäuser zu schaffen."

Argumente und Ideen für die Entwicklung so einer Siedlung hat die Gruppe viele. Hervorheben wollen sie, dass dies eine ressourcensparende Weise ist zu wohnen und zu leben. Das ökologische und ökonomische Handeln verringert CO2 Emissionen und schütz damit unser Klima. So ein Projekt fördert Gemeinschaften im sozialen und ökologischen Sinne. Kerstin Mohr wohnt selbst in einem umgebauten Bauwagen in Hürup. Sie ist Sprecherin für die Arbeitsgruppe und wünscht sich eine Wohngemeinschaft mit bis zu 15 Mini Häusern.


TinyHuus in FL AvisFrderung KiraKutscher17 Quadratmeter Lebensqualität

Kerstin Mohr lebte bis vor 5 Jahren in ihrem Haus in Glücksburg, dieses ist nun vermietet. Jetzt lebt sie seit fast 4 Jahren in ihrem Tiny House. Sie ist davon überzeugt, das Leben sollte auf vier Rädern stattfinden. Es knistert in dem kleinen Kamin Ofen und Kerstin Mohr hat frischen Kaffee in die Tassen eingeschenkt. Der Rundgang ist schnell vorbei.

"Das ist genau das was ich brauche. Als ich vor einigen Jahren beschlossen habe mein Haus in Glücksburg zu vermieten und in den 17 Quadratmeter großen alten Bauwagen aus der DDR zu ziehen, wurde mir klar was ich wirklich brauche. Im Haus genießt man ein gemütliches Sofa, eine funktionierende Küche, ein kuscheliges Bett und ein Bad. Das gleiche habe ich jetzt, nur das die Wege dazwischen kürzer sind", so Mohr, schaut dabei aus dem Fenster und setzt sich in ihren Liebling Stuhl.

Mit Aussicht auf die Tiere

Hier von den vier Rädern aus auf einem festen Stehplatz bei einem Bauern im Außenbereich von Hürup, östlich von Flensburg, sieht man grüne Felder, soweit das Auge reicht. "Es kommen jeden Tag fünf Rehe zu bestimmten Zeiten, Hasen, Mäusebussarde und viele viele andere Tiere, die hier vorbeischauen schwärmt Kerstin Mohr als ausgebildete Ergotherapeutin und Aus- und Weiterbildungspädagogin."

Den Bauwagen hat sie als Baustelle gekauft, mit Freunden ausgebaut und selbst eingerichtet. Es gibt ein Wohnzimmer, eine Küche, eine Garderobe, einen Schlafbereich und eine Kompost Toilette. Eine warme Dusche gibt es draußen, wenn das Wetter zu schlecht ist oder die Leitungen gefrieren gibt es immer eine liebevolle Dusche bei Freunden.

7500 Euro für alles

"Ich habe es gerade mal ausgerechnet; es ist verrückt, das was ich hier bezahle entspricht dem was andere im einem Monat für wohnen ausgeben. Ich habe natürlich auch andere Ausgaben, wie zum Beispiel mein Auto, Versicherungen und andere wichtige Dinge. Um alles zu haben was ich brauche und worauf ich Wert lege, reicht es aus wenn ich Teilzeit arbeite, unterstreicht Kerstin Mohr. Für den Bauwagen bezahlte sie 2500 Euro und "der alte Kasten war auch keinen Cent mehr wert", sagt sie überzeugend. Für die Außenverkleidung aus Lerche, dem verzinktem Runddach und den gesamten Innenausbau nahm sie etwa 5000 Euro in die Hand. Vieles hat sie gebraucht gekauft oder altes wieder aufpoliert. "Für die groben Arbeiten bekam ich wertvolle Hilfe von Freunden und dabei habe ich noch habe viel gelernt. Jetzt weiß ich zum Beispiel wie man Fenster einbaut", freut sie sich.

Gute Nachbarschaft

Sie lobt die gute Nachbarschaft zu dem Landwirt, bei dem sie wohnt und dem das Grundstück gehört und das friedvolle Zusammenleben zu ihrem Wagennachbarn, der dort auch in seinem Tiny House wohnt. "Es ist ein nettes Miteinander entstanden, in dem man sich gegenseitig hilft. Die Gemeinde akzeptiert, dass wir hier wohnen. Wir sind geduldet." Eine Arbeitsgruppe aus interessierten Menschen arbeitet gemeinsam mit der Gemeinde an einem Projekt, welches diese Wohnform ermöglicht.

Wir belästigen niemanden und bezahlen gerne alle notwendigen Gebühren. Der Kompost von meiner Toilette wird zusammen mit dem Pferdemist auf die Felder gefahren. Das Ganze hat seinen eigenen geschlossenen Kreislauf. Wir belasten nicht die Umwelt, ganz im Gegenteil, es geht darum auf so wenig Fläche wie möglich zu wohnen und diese wunderbare Erde zu achten, die unter den Klimaveränderungen leidet. 

Fakten:

  • Günstig und tragbar
  • 2015 hatte jeder Däne 50 Quadratmeter pro Person zur Verfügung. Im Durschnitt war jedes neugebaute Haus 2015 in Dänemark 205 Quadratmeter groß.
  • In Deutschland hatte im Jahr 1965 jeder Bürger durchschnittlich 22,3 Quadratmeter zur Verfügung. 2015 waren es 45 Quadratmeter.
  • Tinyhäuser sind typischerweise 20 bis 50 Quadratmeter groß und für ein oder zwei Personen bewohnbar.
  • Tinyhäuser sind oft aus wiederverwendeten und/oder ökologischen Materialien gebaut. Nachhaltigkeit ist ein allgemeiner Gedanke dahinter.
  • Einige Hauptargumente dafür sind, ökologische Lebensweise, weniger Kosten Ökonomische Freiheit und mehr Zeit für das eigene Leben.
  • Die Wohnform ist mobil und kann gut an veränderte Bedingungen angepasst werden, wie z.B. ein neuer Job.
  • Steigende Mieten und sehr hohe Wohnkosten selbst für kleine Wohnungen erhöhen das Interesse für Tinyhäuser.
  • Die Tinyhouse Idee kommt aus den USA und ist von dort hier nach Europa geschwappt.

Landesgelder für Mini Häuser

Der Landeshaushalt 2021 enthält unter anderem einen Posten von 300 000 Euro. Auf Initiative der Grünen sollen mit dem Geld Wohnparks für Kleinsthäuser, sogenannte Tiny Häuser, ermöglicht werden. Kommunen die daran interessiert sind, können mit dem Geld die Planungskosten und die Abklärung juristischer Fragen finanzieren. Letztere sind nicht ganz einfach, denn obwohl es sich um sehr kleine Häuser, oft auf Rädern, handelt, müssten sie alle üblichen Normen erfüllen. Zum Beispiel wenn es um Material, Brandschutz, Isolierung, Notausgänge, Zufahrtswege und vieles andere mehr geht, sagt Andreas Tietze, MdL von den Grünen. Er hat es zu seiner Angelegenheit gemacht die Bahn für neue Wohnformen freizumachen.

Viele Hürden

Er klärt darüber auf, dass die Landesbauverordnung auch geändert werden muss. Außerdem müssen wir uns auch die Campingplatz Verordnung anschauen, die teilweise die große Nachfrage nach Tiny Häusern mit auffangen kann, aber hier ist die Bedingung, dass sie nicht permanent stehen bleiben können. Das müssen wir vielleicht verändern, sagt Andreas Tietze und erzählt weiter. Über kurz oder lang müssen wir es schaffen das Ganze zu entbürokratisieren. Es gibt so viele Vorschriften in Deutschland. Gleichzeitig sollen angemessene Grenzen gesetzt werden. Viele Menschen, die so leben wollen, wollen am liebsten weit draußen wohnen, aber das geht ja nicht, sagt das Landtagsmitglied der Grünen.

Kombiniert mit Arbeit

Er erwähnt ebenfalls, dass das Land daran arbeitet es zu ermöglichen das Gemeinschaften, die zum Beispiel auf ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen leben, sein dürfen. Der Gedanke dahinter ist das Einmannunternehmen in eine Gemeinschaft zu integrieren. Das sehen wir gerne in Kombination mit Tiny Häusern, sagt Andreas Tietze. Hürup arbeitet zielstrebig darauf hin ein Pilotprojekt zu werden für den Rest des Landes. Außer Hürup gibt es auch Initiativen in Kiel und Lauenburg die Tiny Häuser etablieren wollen.

Das Interesse unter den jungen Menschen ist groß, aber auch viele Menschen im mittleren Alter sehen eine Perspektive in dieser Wohnform. Die neuen Wohngebiete sollten offen werden für Tiny Häuser, Bauwagen, Zirkuswagen und andere Kleinwohnformen. Sie sind beliebt geworden, vor allem mit ihrem Fokus auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

 

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